Es ist kein Geheimnis, dass Deutschland in den vergangenen Jahren sehr zurückhaltend in Bezug auf Investitionen in Afrika war und ist. Das Außenhandelsvolumen von Deutschland mit allen 54 afrikanischen Ländern ZUSAMMEN … ist geringer als das zwischen Deutschland und … Ungarn!
Das bisherige Engagement bezog sich fast ausschließlich auf die klassische „Entwicklungshilfe“. Andere Länder, vor allem China, haben den Wirtschaftsstandort Afrika weitestgehend geprägt. Deutschland, als klassisches Exportland, betrachtet den afrikanischen Kontinent vielfach als zu wenig attraktiv – trotz seiner starken Argumente als Produktionsstandort und Absatzmarkt der Zukunft.
Hat Deutschland seine Möglichkeiten für wirtschaftliche Entwicklung in bzw. mit Afrika „verschlafen“? Und selbst wenn es so ist, können wir uns leisten, dass dies so bleibt?
Die Bedeutung von Afrika für Europa und die Welt kann weder in geographischer, noch in demoskopischer, noch in politischer, noch im Hinblick auf Sicherheit, noch auf Migrationsbewegungen, geschweige denn in Bezug auf die Auswirkungen des Klimawandels in humanitärer, aber auch in geopolitischer Hinsicht vernachlässigt werden.
Es gilt also für Deutschland, in vielfacher Hinsicht „Nischen“ in Afrika zu besetzen. Wo „passen“ wir hin? Wo werden wir gebraucht? Wo können wir positive Entwicklungen katalysieren? Wo können wir gleichzeitig aber auch Märkte für Deutschland erschließen, deutsche Produkte erfolgreich positionieren? Dabei den Kontinent stärken, aber auch eigene Interessen berücksichtigen. Bei der Wahrung eigener Interessen dann aber einen holistischeren, nachhaltigeren Ansatz wählen.
Will uns an langfristiger, stabiler Entwicklung des Kontinents liegen, so muss unsere Tätigkeit über die Gewinnung von Rohstoffen, Nutzen von Niedriglöhnen, geringer Berücksichtigung von adäquaten Arbeitsbedingungen und Entwicklung von Abhängigkeiten hinausgehen.
Diese Strategien sollten auch die Priorisierung von afrikanischen Ländern durch die Bundesregierung berücksichtigen – unter Einbeziehung der Parameter Sicherheit und Potential des Landes, Zusagen an Einhaltung von Menschenrechten, aber auch der Unterstützung bei der Bekämpfung von Korruption im eigenen Land. Das Prinzip des „fördern und fordern“.
WENN es ein Alleinstellungsmerkmal für deutsche Produkte in Afrika gibt, dann ist es die Berücksichtigung dieser Faktoren bei der Planung des Engagements in / für Afrika.
Das ist nicht „Charity“, nicht „Gutmenschentum“, nicht „Philantropie“, sondern ein Gebot der praktischen Vernunft.