Viele Menschen denken an einen paradiesischen Urlaubsort, wenn sie Madagaskar hören. Die Realität sieht jedoch oft anders aus: Der afrikanische Inselstaat gehört zu den ärmsten Ländern der Welt. Aktuell droht eine Hungersnot; viele Menschen haben nur noch Insekten und Kaktusblätter zu essen. Für die sowieso schon mangelhafte Gesundheitsversorgung des Landes ist das katastrophal. Deshalb arbeiten wir mit einem dualen Ansatz: einerseits die Verteilung von Notnahrungsmitteln für stark unterernährte Kinder und ihre Familien und andererseits die Ausbildung von Gemeindegesundheitshelfer: innen (Community Health Worker), um die Gesundheitsversorgung nachhaltig zu stärken.
Das Gesundheitssystem Madagaskars ist stark unterfinanziert. Es gibt, wie in vielen ärmeren Ländern, einen extremen Mangel an Gesundheitsfachkräften. Die WHO schätzt, dass insgesamt weitere 18 Millionen Gesundheitsfachkräfte in Ländern mit niedrigem bis mittlerem Einkommen benötigt werden, um eine universelle Gesundheitsversorgung bis 2030 zu erreichen.
In Madagaskar ist das Gesundheitspersonal zudem sehr ungleichmäßig verteilt, sodass vor allem ländliche Gemeinden nur einen sehr eingeschränkten Zugang zu wichtigen Gesundheitsdiensten haben. Über 60% der Menschen in Madagaskar leben oft mehr als fünf Kilometer von einem Gesundheitszentrum entfernt und müssen lange Fußwege auf sich nehmen – im erkrankten Zustand meist unmöglich. Hinzu kommen die hohen Kosten der Versorgung. Aus Angst vor katastrophalen Gesundheitsausgaben – die jedes Jahr etwa 500.000 Menschen in die Armut treiben – lehnen viele eine Behandlung ab, in Notfällen kämpfen sie oft alleine um ihr Leben.
Gesundheitshelfer:innen innerhalb der Gemeinden (Community Health Worker) sind daher oft die erste und einzige Anlaufstelle für eine Basis-Gesundheitsversorgung. Doch es mangelt an Fachkräften, einheitlichen Ausbildungsprogrammen, Ausrüstungen und Anreizen.
Unser Projekt mit unserem lokalen Partner mTOMADY Madagascar steuert diesem Problem entgegen und stärkt die madagassische Gesundheitsversorgung nachhaltig. Ziel dabei ist es, Gemeindegesundheitshelfer: innen zu engagieren und so den Zugang zu grundlegenden Gesundheitsdiensten zu verbessern. Die Region Atsimo-Andrefana ist eine der am abgelegensten und am stärksten unterversorgten Regionen Madagaskars.
Gemeinsam mTOMADY Madagascar unterstützen wir 80 Gesundheitshelfer:innen, welche so durch eine regelmäßige Teilnahme an Schulungen weitergebildet werden können. Sie lernen Erste Hilfe zu leisten, Krankheiten schnell zu erkennen und zu behandeln und wenn nötig schwere Fälle rasch an eine Gesundheitseinrichtung zu überweisen.
Der Fokus liegt hierbei auf Mutter-Kind-Gesundheit, Infektionskrankheiten und dem Bereich der Familienplanung. Um zudem das Risiko der Verarmung durch Behandlungskosten zu minimieren, klären die Gesundheitshelfer:innen über eine digitale „Gesundheitsgeldböse“ auf. Durch sie können Patient:innen kostengünstige Gesundheitsleistungen in Anspruch nehmen und Gesundheitsfachkräfte gleichzeitig für ihre Dienste entlohnt werden. mTOMADY Madagascar verfolgt das Ziel, finanzielle Hürden für gefährdete Gemeinden im Gesundheitsbereich abzubauen. Oft erhalten Community Health Worker kein oder nur ein minimales Gehalt. Leben können sie davon meist nicht. Über die digitale Plattform von mTOMADY Madagascar erhalten sie leistungsbasierte Zahlungen, welche sie sicher, digital und transparent in mobilen Geldbörsen speichern können.
Durch die gemeinsame Arbeit können allein in der südlichen Region Atsimo-Andrefana 35.000 Menschen, unter ihnen vielen Kinder und Frauen, erreicht werden.